Samsø´s Geschichte

Auf den Schanzen

Wir schreiben das Jahr 1800. Dänemark tritt zu­sammen mit Russland, Preußen und Schweden in einen bewaffneten Neutralitätspakt ein, mit dem Ziel sich aus den Napoleonischen Kriegen fernzuhalten. Die Vereinbarung zielte darauf ab, den Frieden im Land zu sichern, führte aber zum genauen Gegenteil.

Europas Druckstelle
Der Vorsitzende des Bundes, der russische Zar, ging im Jahre 1801 ein Bündnis mit Frankreich ein. Die beiden Supermächte ordneten an, dass alle europäischen Häfen sich für alle Schiffe des gemeinsamen Feindes England zu schließen hatten. Dies umging England indem es seine Flotte verlagerte und unverzüglich verlangte, dass Dänemark sich aus dem Verbund zurückzog. Tat man das, konnte man sicher sein, dass Russland und Frankreich ihre Verbündeten dazu zwingen würden, das Land zu besetzen. Dänemark wurde von allen Seiten unter Druck gesetzt und wählte das kleinere von zwei Übeln.
Dänemark wählte die Seite des Verbundes und brachte England so weit, eine Flotte nach Dänemark zu schicken, um das Land zu zwin-gen, die Seite zu wechseln.

Dänemarks Mittelpunkt
Samsø war seit der Wikingerzeit immer von strategischer Bedeutung. Wer die Insel kontrollierte, besaß nicht nur einen sicheren Hafen für die eigenen Schiffe, sondern konnte auch vorbeifahrenden feindlichen Flotten große Schäden zufügen. Jetzt, mit Englands Kanonen gegen das Land gerichtet, sollte die Insel wieder befestigt werden.

Diese gewaltige Arbeit wurde am 6. März 1801 begonnen. Kapitän Nicolaj Tide¬mand wurde als leitender Ingenieur an¬gestellt.

Die widerspenstigen Samsinger
Tidemand kam sofort nach seiner An¬kunft auf der Insel vor große Herausforderungen zu stehen. In seinen Aufzeichnungen lesen wir, dass sein Vorgesetzter Major von Czerników unmögliche Pläne hatte: „[…] Ich und die armen Bewohner würden unsere Zeit und Mühe bei der Ausführung des Befestigungsanlage-Plans verlieren, der einfach nicht taugte, weder in Hinblick auf seine Form als auch auf die wenigen Ressourcen, die wir zu verteidigen hatten. Keinerlei Einwände mei-nerseits wurden in Betracht gezogen.“

Tidemand gehorchte jedoch den Befehlen des Majors und die Arbei¬ten wurden aufgenommen. Schanzen und Batterien auf Besser Rev und Lilleøre wurden angelegt, während auf Kyholm eine größere Fes¬tung gebaut wurde.

Für diese Arbeit brauchte der Kapitän gut 150 samsøer Kleinbauern und Landarbeiter, die gewaltsam zwangsverpflichtet wurden. Dies gefiel den Samsøern, die mit der Feldarbeit und andere weiteren Auf¬gaben voll beschäftigt waren, selbstverständlich überhaupt nicht. Es half nicht, berichtete Tidemand, dass „Graf Danneskiold auf die Insel herübergeeilt [kam], um die Arbeiten in gute Bahnen zu leiten und Landwehren zu errichten. Er machte viel Aufheben, war aber von wenig Nutzen und zog sich geschwind aus den halbfertigen Arbeiten zurück“.

Bauarbeiten
Bei Lilleøre wurde eine Schanze errichtet – eine sogenannte Redoute – mit Palisaden und 12-Pfünder-Kanonen. Es gab ein Wachhaus, Offiziersräume, ein Pulver- und Materialhaus und Mannschaftshäuser. Bei Besser Rev wurde ebenfalls eine große Redoute gebaut, umgeben von Palisadenhecke. Die Schanze verfügte über eine Offizierswoh-nung, Kasernen, ein Proviantlager, und einen Ofen zum Schmelzen von Kanonenkugeln für die elf 18-Pfünder- oder zwei 100-Pfünder-Kanonen, die auf das Meer gerichtet waren.

Das größte Bauwerk wurde auf Kyholm errichtet und erst 1805 fertiggestellt. Hier wurden zwei Küstenbatterien errichtet, von geschützten Kommandolinien zu einer vierseitigen Redoute verbunden. Kyholm konnte so um die 400 Soldaten behausen und bildete ein kleines Ka-sernendorf mit Befehlshaberwohnung, Pulvermagazinen, Wachthaus, Brunnen, und später einer Brauerei, Bäckerei und Pferdemühle.

Eine friedliche Kriegszeit

Die eigentlichen Schanzenarbeiten wurden am 1. Oktober 1801 beendet und hatten Samsø für die Verteidigung gegen die Engländer gerüstet. Paradoxerweise trat eine fast fünf Jahre lange Friedenszeit in Dänemark ein, bis 1807 die Engländer Kopenhagen bombardierten und die dänische Flotte größtenteils zerstörten. Tidemand kehrte nach Jahren der Abwesenheit nach Samsø zurück, diesmal als Major. Er begann sofort mit dem Aufbau der Truppen und der Abwehrarbeiten. Dänemark war bis 1814 in die Englandkriege verstrickt, aber Samsø wurde nie in den Krieg involviert. Tidemands Schanzenbauten waren einfach zu stark.

Das sieht man noch heute
Kyholm ist die einzige der Inseln und Halligen in und um Stauns Fjord, die man betreten darf. Dies setzt jedoch voraus, dass man ent-weder ein eigenes Boot hat oder auf einer der gelegentlich angebotenen Touren mitkommt.

Die äußeren Schanzenwälle auf Besser Rev sind am besten erhalten. Es ist erlaubt, außerhalb der Brutzeit zu Fuß auf das Riff zu gehen. Der Fußmarsch zu den Schanzen ist aber lang – fast fünf Kilometer.Die Redoute bei Lilleøre ist dagegen leicht zu erreichen. Beim Parkplatz gegenüber Samsø Naturskole folgen Sie einfach dem Pfad zum Wasser.

Im HistorieUniverset im Samsø Museum in Tranebjerg können Kin¬der ab 8 Jahren die Zeit der Englandkriege selbst erleben. Die Szene wird in der „Erzählerhöhle“ gesetzt, wonach es weiter losgeht in der „Eksperimenthalle“, wo eine Miniaturausgabe von Lilleøre Skanse gebaut werden muss. Im „Aktivitätenhof“ wird die Kanone gegen ein englisches Kriegsschiff abgefeuert und in der „Amulettschmiede“ kannst du deine eigene Musketenkugel gießen und mit nach Hause zu nehmen.

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Zuletzt geändert: 25/02/2016 15:46