Das Traumboot
Das türkisfarbene Boot gleitet anmutig durch das spiegelglatte Wasser, während sich die Sonne am Horizont verabschiedet. Das Boot bewegt sich langsam ins Hafenbecken. An Bord bereiten sich Henri Holste und seine Partnerin Franziska darauf vor, am Kai anzulegen. Und es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass das deutsche Boot Samsø oder den Hafen in Mårup besucht.
Dass das Boot überhaupt die Tour nach Samsø geschafft hat, ist ein Erfolg an sich. Als Henri vor etwas mehr als 12 Jahren das Boot erwarb, war es ein Wrack, und die ersten vier Jahre verbrachte er mit der Restaurierung. „Die älteren Männer im Segelverein sagten, dass ich es nie schaffen würde, das Boot in Stand zu setzen, aber ich habe dabei eine Menge gelernt”, berichtet Henri mit einem stolzen Lächeln. Und es ist ihm auch gelungen, das Boot zu Wasser zu lassen und zu segeln. Jedenfalls kurz. An einem schicksalsträchtigen Regentag regnete es ins Boot hinein, und obwohl die Lösung zunächst darin bestand, eine Menge kleiner Löcher mit Klebeband zu flicken, musste erneut mit der Restaurierung begonnen werden. „Ich hatte das Boot renoviert, bis ich kein Geld mehr hatte”, erklärt Henri leicht resigniert und ergänzt: „um mir weiterhin das Boot leisten zu können, musste ich es zur Hälfte verkaufen, so dass wir jetzt zwei Besitzer sind, die sich das Boot teilen.“
Geteiltes Boot und dänische Gewässer
Das türkisfarbene Boot ist seit einigen Jahren in einem ausreichend guten Zustand, um segeln zu können. Anfangs blieb das Pärchen in den deutschen Gewässern, im letzten Jahr hatten sie jedoch Lust, sich weiter in Richtung Norden zu bewegen. Daraus wurde ein Inselhopping-Urlaub durch die dänischen Gewässer. Dabei kamen sie auch am Hafen von Ballen vorbei und hatten dort ihre erste Begegnung mit Samsø.
Bei den längeren Segeltörns hat sich das Teilen des Bootes als besonders vorteilhaft erwiesen. Der andere Bootsbesitzer hat zwei Wochen gebraucht, um mit dem Boot nach Fredericia in Jütland zu segeln, wo Henri das Steuerrad übernahm, um 14 Tage lang Dänemark zu umsegeln. Während Henris Solotörn kam er auch zum ersten Mal im Hafen von Mårup vorbei. Dabei war er so angetan vom Hafen, dass er sich, nachdem er seine Freundin Franziska in Aarhus abgeholt hatte, dazu entschied, noch einmal nach Mårup zu kommen, bevor sie sich die nächsten zwei Wochen auf den Rückweg nach Kiel machten.
„Der Hafen von Mårup ist von einer sehr schönen Natur umgeben, und man kann ganz einfach aufs Skateboard springen und die Gegend erkunden. Dabei ist der Hafen hier auch nicht überlaufen, so dass eine angenehme Ruhe herrscht”, weiß Henri und lobt auch das Restaurant am Hafen, das er mehrmals besucht hat. Franzi, die gerade zum ersten Mal im Hafen von Mårup angekommen ist, freut sich sehr darauf, diesen Teil von Samsø zu erleben. Sie holt die Skateboards hervor, damit das Pärchen einen Ausflug durch die Nordsamsøer Landschaft machen kann, bevor die Sonne untergeht. In den nächsten Tagen wollen sie Nordby und die Hügel besuchen. Dort gibt es vielleicht – für Henri – ein Wiedersehen mit dem Kanhave-Kanal, den Franzi noch nicht kennt.
Das unendliche Projekt
Obwohl in das türkisfarbene Traumboot weder von unten noch von oben kein Wasser mehr eindringt, nachdem Henri es jahrelang in Stand gesetzt hat, weiß er auch, dass ein Boot nie ganz fertig ist. „Ich bin noch immer 70-80 % von davon entfernt, wie das Boot in meinen Träumen aussehen soll. Es kann immer noch viel verbessert werden“, lacht Henri, während er auf Franziska blickt, die ergänzt: „wir haben ein abgenutztes Boot, aber wir versuchen, es gut aussehen zu lassen.“ Und mit diesen Worten begibt sich das Pärchen auf ihre Skateboards, um ihre eigene Gesellschaft und Samsø zu genießen.
Zuletzt geändert: 19/12/2024 02:00