Der schöne Sommer auf Samsø
Es kommen Reisende aus Spanien, Italien, Rumänien, ja, aus fast ganz Europa, die jungen Leute, um Erdbeeren auf Samsø zu pflücken. Und zwei Monate lang verwandeln sich die Gärten der Erdbeerzüchter in eine vielfältige Minigesellschaft, in der es Platz für Arbeit als auch Gemütlichkeit gibt. Das Ganze hat aber mit Irma angefangen.
Als Samsø damals zu weit weg lag
„Wir müssen nicht länger als 40 Jahre in die Vergangenheit schauen; damals waren Erdbeeren aus Samsø nur in privaten Gärten zu finden“, so erzählt Aage Madsen, einer der drei Erdbeerzüchter der Insel.
„Damals waren sowohl die Einkaufsmöglichkeiten als auch die Transportmöglichkeiten ganz anders als heute. Es war gar nicht möglich, Erdbeeren nach Samsø zu bringen, ohne dass sie kaputtgingen. Dann aber kam Sørensen aus Irma”, erinnert sich Aage. Damals war Irma eine eigenständige Supermarktkette, die vieles tat, um die dänische Lebensmittelproduktion voranzutreiben, und einer der Angestellten, Herr Sørensen, war dafür verantwortlich, gute dänische Erdbeeren ins Sortiment zu holen. „Sørensen lud einige von uns Bauern aus Samsø auf eine Reise in die Niederlande und nach Belgien ein, die damals die führenden Länder der Entwicklung neuer Sorten waren, und das war der Anfang der Erdbeerzucht auf Samsø“, erzählt Aage.
Sanft aber schnell
Bald waren die Felder mit neuen, eher langlebigen Sorten bepflanzt und auch der Transport konnte unter Kontrolle gebracht werden. „Erdbeeren müssen ganz sanft und schnell gegriffen werden, um ihren Geschmack und ihr Aussehen zu bewahren“, erklärt Aage. „Wir fangen um 6 Uhr an, dann gehen die Pflücker ins Feld. Dort arbeiten sie bis zum Mittag und die Erdbeere werden dann in den Kühlraum transportiert. Später am Tag werden die Erdbeeren von einem Kühllastwagen abgeholt, um sie zu Supermärkten, Restaurants usw. zu bringen. Es dauert höchstens einen Tag vom Pflücken der Erdbeeren bis sie beim Kunden eintreffen. Und es ist im Grunde genommen recht fantastisch, dass das machbar ist“, stellt Aage fest.
Der gute Geschmack von offenem Himmel
Heute gelingt es den Erdbeerzüchtern sehr gut, die Saison zu verlängern. „Es kommen stets neue Sorten und nun können wir von Anfang Mai bis Anfang August ernten. Außerdem kümmern wir uns um die Felder und Pflanzen, damit wir den guten Geschmack bewahren können“, erzählt Aage, der genauso wir die anderen dänischen Züchter, nur Freilanderdbeeren anbaut, während der Rest der Welt diese in Plastiktunneln anbaut. Am Ende der Saison werden die kleinsten und am wenigsten geschmackvollen Erdbeeren gepflückt, die hauptsächlich für die Marmeladeproduktion verwendet werden. „Einmal war es so, dass die großen Marmeladenproduzenten ausschließlich dänische Beeren verwendeten, das ist aber schon seit langem vorbei. Nun kommen fast alle Beeren aus Osteuropa oder sogar China, wenn die osteuropäischen Beeren nicht günstig genug sind. Dann ist es aber gut, dass wir sie selber verwenden können“, erzählt Aage bezüglich der lokalen Marmeladen- und Schnapsproduktion, Samsø Bær, wovon auch er Teil ist.
Die Brüder aus der Zeche
In einem Teil des Hofes haben Aage und seine Frau Inge eine Küche, einen Badebereich und einen Gemeinschaftsraum eingerichtet, wo die 60-70 Erdbeerpflücker sich treffen können, wenn der Arbeitstag zu Ende ist. „Es kommen viele Pflücker aus ganz Europa und viele von unseren Mitarbeitern kommen jedes Jahr wieder zurück. Wir haben unter anderem drei Brüder aus Tschechien, die im Alltag in den Kohlminen arbeiten. Wenn der Sommer wieder da ist, kommen sie dann raus, nehmen ihre Frauen mit und fahren nach Samsø, um ein paar Monate in der freien Natur zu leben.“ Die Pflücker wohnen in Zelten in Aages und in Inges Garten und sie sind eine tolle Bereicherung: „Es sind ja meist junge Leute mit viel Energie, die hier zu uns kommen. Sie sind hier, um zu pflücken und um Geld zu verdienen, und sie sind recht fokussiert. Aber zum Glück schaffen sie es auch, ab und an ein Bier zu trinken und Akkordeon zu spielen, wenn sie mit der Arbeit fertig sind“, erzählt Aage.
Zuletzt geändert: 26/08/2020 11:27