Samsø Museum, Über Samsø

Freies Land in den Händen freier Männer

Samsø zählte zu den ersten Orten Dänemarks, an denen sich die Häusler organisiert hatten, um für die eigenen Rechte zu kämpfen. Der Verband entwickelte sich zu einer wichtigen Inspirationsquelle für die nationale Gesetzgebung, die den Minderbemittelten auf dem Land völlig neue Möglichkeiten bot.

Von Naja Kjærgård Laursen, Leiterin des Samsø Museum

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte sich eine unterschwellige Unzufriedenheit unter den Häuslern und Landarbeitern in ganz Dänemark breit. Die Unzufriedenheit war u. a. darin begründet, dass sich der Lebensstandard der Hofbesitzer durch die dänischen Landreformen des 18. Jahrhunderts verbessert hat, aber nicht der Standard der Häusler. Den Häuslern wurde der schlechteste Boden zugeteilt, den sie nicht selbst besaßen. Und im Gegensatz zu den Hofbesitzern waren sie noch immer dazu verpflichtet, Arbeit für die dänischen Gutsbesitzer zu verrichten.

Deshalb versammelten sich die Häusler auf Samsø um zu besprechen, was zu tun war. Die Hofbesitzer auf der Insel unterstützten die Häusler – teils aus Empathie, teils aus Angst davor, dass die stärksten Häusler andernfalls die Insel verlassen würden, um in den Städten nach Arbeit zu suchen – oder sogar in die USA auszuwandern. In diesem Fall würde den Hofbesitzern Arbeitskraft fehlen. 

Samsø Husmands- og Arbejderforening (Samsøer Häusler- und Arbeiterverband) wurde 1888 als einer der ersten dänischen Häuslerverbände gegründet. Zweck des Verbands war zunächst, gemeinschaftliche Einkäufe von unter anderem Kohle und Saat zu ermöglichen. Zudem leistete er Aufklärungsarbeit durch Vorträge und vor allem Hilfe bei Krankheiten und Todesfällen.

 Ein Häuslerpionier
Einer der Gründer des Samsøer Häuslerverbands war Christian Sørensen, geboren 1842 in Østerby. Er setzte sich sehr dafür ein, dass die Häusler ihre Ländereien besitzen anstatt pachten sollten. Er meinte, dass der Besitz von Ländereien bei den Häuslern zu einem gesteigerten Selbstwert beitragen und zu einer besseren Bewirtschaftung der Flächen führen würde.

Christian Sørensens Wunsch wurde 1892 durch folgende Devise in Worte gefasst: „Freies Land in den Händen freier Männer“. Damals existierten auf Samsø um die 400 Pachthäusler.

Christian Sørensens visionäre Ideen wirkten bei den landesweiten Diskussionen zur Verbesserung der Bedingungen für die Häusler überzeugend. Christian Sørensens Gedanken haben das Häuslergesetz von 1899 mitgeprägt, welches zum Errichten von Hunderten kleiner Häuslerstellen in ganz Dänemark geführt hatte, die oft durch günstige Staatsanleihen finanziert wurden. Die charakteristischen, staatlich finanzierten Häuslerstellen wurden winkelförmig gebaut und sind immer noch an mehreren Orten auf Samsø zu sehen – unter anderem bei Bisgård Mark.  

Eine Häuslerei erleben
Auf Samsø befindet sich eine einzige Häuslerei, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, und sie sieht in etwa noch so aus wie in den 1930ern. Die „Häuslerei Fredensdal“ wurde dem Samsø Museum 1998 gespendet, als Eduard Kjeldmann, der letzte Besitzer des Hauses, verstarb. Hier sind die Nutztiere zu sehen, die üblicherweise zu einer kleinen Familienlandwirtschaft gehörten, unter anderem Rotes Dänisches Milchvieh, schwarzbunte Schweine und dänische Landhühner. Das Wohnhaus sieht noch heute aus wie damals in den 1930ern, jedoch fungieren die zwei ehemaligen Schlafkammern heute als Ausstellungsräume. In der Ausstellung erfährt man alles über die Familie Kjeldmann, die Fredensdal errichtete, sowie über die Häuslerbewegung auf Samsø. Fredensdal bildet in den Sommermonaten zudem den Rahmen um zahlreiche Aktivitäten für die ganze Familie.  

 

Was ist ein Häusler? 

  • Ein Häusler ist im weitesten Sinne ein Mann, der in einem Haus mit oder ohne Grundbesitz lebt. Unter dem Begriff „Häuslerei“ versteht man die kleinste Form landwirtschaftlicher Anwesen.
  • Bis ins 20. Jahrhundert waren die Häuslereien so klein, dass eine Familie nicht von der Landwirtschaft leben konnte. Die meisten Häusler waren deshalb als Tagelöhner auf den größeren Höfen beschäftigt oder arbeiteten neben ihrer Beschäftigung in ihrer kleinen Landwirtschaft als Tischler, Fischer oder Schmied.
  • Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren die meisten Häusler Mieter oder einem Gutsbesitzer unterstellt. Ab den 1850ern schlossen sich die Häusler jedoch zusammen, um den eigenen Lebensstandard zu verbessern.
  • Mehr über Fredensdal erfahren auf www.samsoemuseum.dk.

Zuletzt geändert: 25/02/2021 11:45