Freudentöne in Toftebjerg
Zwei von Musik begeisterte Personen haben einen ehemaligen Schweinestall zu einem Konzertsaal umgebaut, wo jeden Sommer Klaviermusik höchster Klasse geboten wird.
„Ein Flügel ist ein äußerst unhandliches Ding, das man nicht im Koffer transportieren kann“
Mit diesen Worten beginnen Ingryd Thorson und Julian Thurber ihre Erzählung über den verschlungenen Weg von England zur Insel Samsø. Ingryd und Julian lehrten sich Ende der 1960iger Jahre kennen, als beide an dem anerkannten „Royal College of Music“ in London studierten. Nach dem Studium verbrachte das Paar einige Jahre u.a. in Polen, in Moskau und in Budapest, bis eines Tages das Telefon klingelte.
„Das königliche Theater in Kopenhagen bot mir ein Stelle als Repetitor und Solopianist an und zu diesem Angebot sagte ich natürlich ja danke“ erinnert sich Julian. Er kann nun auf 30 Jahre beim königlichen Theater zurückblicken. Auch Ingryd wurde beim Theater engagiert und auf diese Weise waren die beiden immer beisammen – sowohl in Konzertsälen als auch zu Hause.
Würde man von Ingryd und Julian eine Röntgenaufnahme machen, dann könnte man wahrscheinlich ein Skelett sehen, das mit Notenschlüsseln, Taktstrichen und Legatobögen aufgebaut war. Die Musik ist in ihrem Körper und das so sehr, dass sie auch im Urlaub das Klavier nicht vermissen möchten. Das führte auch zu dem Beschluss, ein Ferienhaus zu kaufen, in dem Platz für musikalische Entfaltung war. Ingryd und Julian wussten nicht genau, wonach sie Ausschau halten sollten bis sie 1995 von einem Freundespaar nach Samsø eingeladen wurden. Und hier, mitten im Dorf Toftebjerg, fanden sie ihr Traumhaus.
Der Musik in die Augen schauen
Viele Sommer wurden genutzt, um das Haus zu renovieren, aber auch um Urlaub zu machen und Klavier zu spielen. Eines Tages war auch der alte Schweinestall an der Reihe und da entdeckten sie, dass der Raum eine hervorragende Akustik hatte. „Ja, deshalb beschlossen wir, hier einen Konzertsaal einzurichten“ erzählt Ingryd.
Das „Samsø Piano Festival“ wurde 2011 ins Leben gerufen, das damals noch an 5 Donnerstagen im Laufe des Sommers stattfand. „Viele Leute denken automatisch an klassische Musik, wenn sie das Wort Klavierkonzert hören, doch unser Programm bietet alles von Jazz über Barock bis Boogie-Woogie. Die Pianisten müssen sich hier einer Herausforderung stellen. Sie müssen Herz haben und willens sein, von ihrer Passion etwas auszuteilen“, erklärt Julian.
Der Konzertsaal ist so klein, dass man auch von der hintersten Reihe die Finger und den Gesichtsausdruck des Pianisten sehen kann. „Dies schafft eine besonders intime Atmosphäre und man fühlt die Musik ganz nah. Das Programm bietet sowohl neue als alte Stücke und nicht selten haben wir auch Uraufführungen im Repertoire. Das Publikum erhält somit ein einzigartiges Erlebnis, das man nicht anderswo bekommen kann“, betont Ingryd.
Zuletzt geändert: 14/04/2023 11:36