Samsø ist Klimaführer
Jedes Jahr begeben sich Politiker, Forscher und Journalisten nach Samsø, um mehr über die Energiewende zu erfahren, und 2021 wurde die Insel mit einem UN-Preis als Klimaführer ausgezeichnet.
Rasmus Hanevold betreibt seit 17 Jahren gemeinsam mit seiner Mutter Turid das Brundby Rockhotel, und sie profitieren stark vom umweltfreundlichen Image der Insel, so Rasmus Hanevold: „So gut wie alle Nationalitäten haben uns im Laufe der letzten 10 Jahre besucht. Früher kamen nur dänische und deutsche Gäste hierher, aber jetzt besuchen uns Journalisten, Forscher und Politiker aus aller Welt.“
Die Gäste werden von Samsøs Ruf als grüner Fleck auf der weltweiten Landkarte angezogen, und bei der jährlichen UN-Klimakonferenz im November 2021 war die Insel einer von dreien neu ernannten Klimaführern.
Grüne Inspiration
Alles begann mit einem Energiewettbewerb, den der damalige dänische Umweltminister Svend Auken initiierte. 1997 wurde verkündet, dass Samsø Dänemarks erste Insel mit nachhaltiger Energie sein sollte.
Innerhalb von 10 Jahren wurden u. a. Strohheizwerke und Windräder etabliert, und 2007 konnte Samsø sich weltweit die erste CO2-neutrale Community nennen.
Heute regen dieses Engagement und die Art, wie die Arbeit angegangen wurde, weltweit zum Nachahmen an, was von der UN mit der prestigeträchtigen Klimaauszeichnung belohnt wurde, betont die UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa: „Die Preisträger der diesjährigen Klimakonferenz sind die Beweise dafür, dass die Lösungen für die Klimakrise bereits existieren. Sie müssen nur kopiert und skaliert werden.“
Nicht in meinem Garten
Die letzte Pointe ist sehr wichtig, erklärt Søren Hermansen, Leiter der Samsøer Energieakademie.
Er ist besonders stolz darauf, dass Samsø für die unermüdliche Arbeit anerkannt wird, die Welt dazu anzuregen, einen grüneren Fußabdruck zu hinterlassen beim Versuch, die Zielsetzungen des Pariser Abkommens zu erfüllen.„Die Anerkennung, die durch den Preis ausgedrückt wird, ist eine Anerkennung der Veränderungen, zu denen sehr viele auf der Insel beigetragen haben und weiterhin beitragen. Wir lassen den Worten Taten folgen und erschaffen eine reelle Energiewende, indem die Bewohner, die Unternehmen, die Energieakademie und die Gemeinde gemeinsam an konkreten Lösungen arbeiten“, erklärt Søren Hermansen.
Jetzt hofft er, dass die dänischen Politiker zu den Werten zurückkehren, die die Initialzündung für die grüne Wende auf Samsø waren.
„Die grüne Energiewende leidet momentan unter der dem sogenannten Nimby-Effekt (not in my backyard, dt.: nicht in meinem Garten, Anm. d. Red.). Wir sind uns alle einig, dass Windräder von Vorteil sind, aber niemand möchte sie im eigenen Garten haben. Wir haben mittlerweile enorme Berührungsängste, was die umweltfreundlichen Lösungen betrifft. Das erschwert das Treffen von erforderlichen Entscheidungen”, meint Hermansen.
Die Energiewende konkret machen
Die ehemalige Umweltministerin und anschließende Klima- und Energieministerin Connie Hedegaard hat Samsøs Energiewende genau verfolgt.
„Samsø hat bewiesen, dass die Wende möglich ist, und die Insel hat zudem demonstriert, dass während dieses Prozesses neue Gemeinschaften entstehen können. Außerdem kann man sich ein Image erarbeiten, das auch andere Interessenten anzieht wie beispielsweise Besucher und Touristen”, so Connie Hedegaard.
Andere Länder und Regionen, die ihre Klimaarbeit entwickeln wollen, können sich von Samsø inspirieren lassen, meint Connie Hedegaard: „Sie können lernen, dass man einfach anfangen muss. Samsø hatte nicht auf einen umfassenden nationalen Plan oder ein konkretes Gesetz gewartet. Man fing an und fand Lösungen, die an die Bedingungen vor Ort angepasst waren. Es ist so unglaublich wichtig, dass jemand die Energiewende konkret macht und zeigt, wie es in der Praxis geht. Die Menschen wissen, dass sich etwas tun muss, aber ich glaube, dass es vielen schwerfällt, sich die Lösungen vorzustellen und ihre eigene Rolle darin zu sehen. Deshalb hat Samsø mit Einfallsreichtum, einer positiven Einstellung und energisch hochgekrempelten Ärmeln vorgemacht, wie die Wende in der Praxis gestaltet werden kann. Die Insel hat gezeigt, dass es interessant sein kann, Teil der Energiewende zu sein.“
1997 – 2007
- Alles begann mit einem Energiewettbewerb, den der damalige dänische Umweltminister initiiert hatte. 1997 wurde verkündet, dass Samsø Dänemarks erste „nachhaltige EnergieInsel“ sein sollte.
- Mehr als 5.000 Forscher, Journalisten, Politiker, Botschafter, Beamte, Schulklassen sowie Privatpersonen aus Dänemark und dem Ausland besuchen jedes Jahr Samsø, um Energiefragen zu diskutieren und um Einblick in die Erfahrungen zu erhalten, die auf der Insel mit nachhaltiger Energie gemacht worden sind.
2007 – 2021
- Samsø arbeitet seit mehr als 20 Jahren zielgerichtet darauf hin, autark in der Versorgung mit nachhaltiger Energie zu sein – und es ist gelungen.
- Samsøs Stromverbrauch wird heute zu 100 Prozent aus 11 Windrädern an Land gespeist, und mehr als 70
Prozent der Wärme stammt aus nachhaltigen Energiequellen. - Zehn Offshore-Windräder südlich von Samsø produzieren so viel Überschuss-Energie, dass sie neben dem Transport eine Kompensation für den Anteil der Wärme bilden, die noch immer von u. a. Ölheizungen stammt.
- Samsø arbeitet daran, bis spätestens 2030 klimaneutral zu werden.
- Samsø ist die Gemeinde Dänemarks mit den meisten Wärmepumpen pro Einwohner. 2017 wurden 15,8 Prozent der Gebäudemasse auf Samsø mit Wärmepumpen beheizt.
- Mehr als die Hälfte der Ölheizungen in Privatbesitz in den ca. 2.000 Haushalten auf Samsø sind durch Pelletheizungen, Solaranlagen, Wärmepumpen und die inseleigene Fernwärmeversorgung ersetzt worden.
- Samsø ist die Gemeinde in Dänemark mit den meisten Elektroautos pro Einwohner.
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Zuletzt geändert: 21/11/2024 14:22