Der Geschmack von Samsø, Die Geschichte der lokalen Rohstoffe, Hersteller

Samsøer Obst ist der Kern der Sache

Dort, wo sich der Alstrupvej schlängelt, liegt ein unauffälliges, weißes Lagergebäude. Man darf sich nicht von der schlichten Fassade täuschen lassen, da sich dahinter fast endlose Reihen an knackigem Geschmacksgenuss verstecken.

Carl Christian Jensen hat schon immer an Äpfel gedacht. 1930, gut 15 Jahre, bevor Carl Christian geboren wurde, etablierte sein Vater in Alstrup eine Obstplantage, deren unmittelbarer Nachbar der Stauns Fjord war. Heute kümmert sich Carl Christian um genau diese Plantage. „Ich denke seit über 50 Jahren an Obst, habe mich in dieser Zeit mit Obst beschäftigt und Obst gegessen. Dabei bin ich heute nicht viel schlauer als damals, als ich begonnen hatte”, leitet Carl Christian seine Erzählung ein.

Die Anwesenheit ist entscheidend
Im Laufe des Nachmittags führt uns Carl Christian durch das Gelände und erklärt die Plantage. Dabei wird es deutlich, dass wir es mit einem waschechten Apfelexperten zu tun haben. Trotzdem hat er Recht, wenn er sagt, dass er im Laufe der Jahre nicht schlauer geworden ist, denn Kernobst ist eine heikle Angelegenheit.

„Die Experten ändern häufig ihre Meinung, was den richtigen Zeitpunkt für das Beschneiden angeht. In einigen Jahren wird der Herbst empfohlen, in anderen Jahren raten sie zum Beschneiden im Sommer. Die Bodenverhältnisse sind auch ein wichtiger Faktor, was das Wachstum betrifft. Und dann spielen die Wetterlaunen, der Wasserbedarf, die Platzierung der Windschutzzäune, die Bestäubung und viele andere Faktoren eine Rolle“, so Carl Christian.

Deshalb muss man fast ständig anwesend sein. Und das trifft auch auf Carl Christian zu. „Carl Christian hat gemeinsam mit seinen Mitarbeitern eigenhändig sämtliche 90.000 Bäume gepflanzt, die sich auf der Plantage befinden. Deshalb kann man sagen, dass sie von Anfang an dabei waren”, so Jens Kristian Kjeldahl, der gemeinsam mit seinem Bruder, Søren Peter, vor einigen Jahren einen Teil der Plantage erwarb.

Fruchtbare Zusammenarbeit
Die Gebr. Kjeldahl erweiterten ihr bereits breit aufgestelltes Unternehmen um den Obstanbau, weil es gut zu ihrem Sortiment passt und weil die dänische Supermarktkette Netto vermehrt dänisches Obst nachgefragt hatte. Jens erklärt: „Hier auf Samsø produzieren wir ein Dutzend verschiedener Gemüsesorten, die vorrangig an die Supermarktgruppe Salling Group vertrieben werden. Wir haben Sortier- und Packeinrichtungen, bei uns stimmt die Transport- und Händlerkette und wir haben eine große Vorliebe für hochwertige Erzeug nisse von der Insel Samsø. Sehr viele von den Äpfeln und Birnen, die in dänischen Supermärkten erhältlich sind, kommen aus dem Ausland. Das ist sehr ärgerlich, weil wir hier lokal im eigenen Garten der Verbraucherinnen und Verbraucher Obst von bester Qualität anbauen.“

Es herrscht kein Zweifel, dass die Äpfel und Birnen von der Plantage in Alstrup von prima Qualität sind. „Das Klima auf Samsø und insbesondere hier in der Nähe des Stauns Fjord bietet optimale Bedingungen für den Obstanbau. Es gibt viele Sonnenstunden und nur selten starke Temperaturschwankungen”, erklärt Carl Christian, während er auf einen sehr kleinen Apfelbaum deutet, der zwischen den Großen Bäumen in den vielen Reihen der Plantage steht. 

Versuche, die Wurzeln schlagen
„Dies ist ein Kirschapfel. Wir essen die Früchte nicht, sondern verschenken sie an die Insulaner, die sie als Dekoration verwenden können. Trotzdem haben sie einen großen, ja sogar entscheidenden Einfluss auf den Anbau. Die Blüten der Kirschäpfel locken jede Menge Bienen an, die beim Bestäuben der anderen Bäume behilflich sind“, erklärt Carl Christian.

Neben den Kirschäpfeln gibt es auf der Plantage in Dänemark weit verbreitete Sorten wie Elstar, Discovery, Ingrid Marie und Pigeon. „Wir experimentieren auch mit anderen Sorten, die den Verbrauchern entgegenkommen. Der Trend bei den Verbrauchern geht zu den etwas größeren Äpfeln. Die Apfelbäume können umgepfropft werden, so dass man die vorhandenen Stämme verwendet, damit diese andere Sorten tragen. Das haben wir gerade mit 2.500 12 Jahre alten Cox Orange-Bäumen getan, an denen dann die Sorte Red Aroma wächst. Das ist ziemlich gut“, berichtet Jens, der auch auf den neuesten Versuch des Teams aufmerksam macht: „Wir haben vor kurzem ein kleines Stück mit der Sorte Crimson Crisp dazugepflanzt, die ursprünglich aus den USA stammt. In Dänemark ist der Crimson Crisp nicht sehr bekannt. Es ist ein qualitativ hochwertiger Apfel mit viel Aroma und einem guten Aussehen. Deshalb sind unsere Erwartungen groß.“

Von Kompost zu Kompott
Die Apfel- und Birnenbäume können mehrere Hundert Jahre alt werden, aber auf einer Plantage wie der in Alstrup sind alte Bäume nicht erstrebenswert. „Wir benötigen gesunde, junge Bäume. Diese Bäume liefern den besten Ertrag. Deshalb tauschen wir die Apfelbäume nach etwa 20 Jahren aus, aber die Birnenbäume halten gut 10 Jahre länger. Wenn ein Apfelbaum eine Zeit lang im Boden gestanden hat, ist der Boden ausgelaugt. Es bilden sich u. a. viele Pilzsporen, weshalb man nie einen Obstbaum an derselben Stelle pflanzen darf, wo früher ein Obstbaum gestanden hatte“, erklärt Carl Christian.

Auf einer Plantage, die keine unendlichen Erweiterungsmöglichkeiten bietet, kann man natürlich nicht einfach eine Baumreihe entfernen, um daneben eine neue zu pflanzen. Deshalb müssen sich Carl Christian, Jens und das restliche Team ein wenig mehr Arbeit machen: „Wenn die Bäume ausgetauscht werden müssen, heben wir die alten Bäume aus und entfernen eine großzügige Schicht Erde. Dann geben wir frischen Mutterboden darauf, der mit Kompost versetzt ist. Anschließend können wir neue, junge Bäume pflanzen. Im Kompost steckt jede Menge Dünger von unseren Kühen. Deshalb wandeln wir sozusagen Kompost in Kompott um“, erläutert Jens mit einem Lächeln.

Faktenbox:

  • Äpfel und Birnen von der Obstplantage in Alstrup sind in den Supermärkten der Salling Group (u. a. Bilka, Føtex und Netto) sowie in bestimmten Geschäften und an einigen Straßenständen auf Samsø erhältlich.
  • Aus den Äpfeln, die zu klein oder zu groß sind oder Schönheitsfehler haben, wird kaltgepresster Apfelmost hergestellt.
  • Wenn die Äpfel gepflückt werden können, sind sie nicht unbedingt gleich genussreif. Nach dem Pflücken reifen sie deshalb im Kühlraum der Gebr. Kjeldahl nach, der 500 Tonnen Obst fassen kann.
  • Alle Äpfel und Birnen werden von Hand gepflückt.
  • Die Gebr. Kjeldahl und Carl Christian Jensen haben 2017 eine Gesellschaft gegründet. Hierbei haben die Brüder einen Teil der Alstruper Obstplantage gepachtet und seitdem einen Anteil an der Plantage erworben.
  • Die Gebr. Kjeldahl beschäftigen sich neben dem Obstanbau auch mit der Produktion von Kartoffeln und Gemüse, dem Packen und Transport, sie betreiben eine Maschinenwerkstatt, ein Tiefbauunternehmen und betreiben den inseleigenen Rettungsdienst.

Zuletzt geändert: 03/12/2024 19:05